Die Frauen von Paris: Roman
![Buchseite und Rezensionen zu 'Die Frauen von Paris: Roman' von Pam Jenoff](https://m.media-amazon.com/images/I/41HuAMnq1uL.jpg)
Romane mit zeitgeschichtlichem Hintergrund lese ich gern, neben der Unterhaltung mag ich es auch in die Zeit einzutauchen und die Geschichte aus persönlichem Blickwinkel zu erleben.
Hier geht es um eine Gruppe Frauen, die zur englischen SOE gehören. Diese Militärorganisation wirbt Frauen an, um sie im besetzten Frankreich als Kuriere und Funkerinnen einzusetzen um die Invasion vorzubereiten. Frauen wurden gewählt und ausgebildet, da sie sich unauffälliger bewegen können als Männer. Marie, die sehr gut französisch spricht wird angeworben und trotz einer kleinen Tochter, die zu einer Tante auf’s Land evakuiert wurde, willigt sie in die lebensgefährliche Agententätigkeit ein.
Die Arbeit steht unter keinem guten Stern, immer mehr Frauen werden von den deutschen Besatzern enttarnt und auch Marie ist in großer Gefahr.
Ein zweiter Handlungsstrang führt ins New York des Jahres 1946. Grace, eine junge Witwe, arbeitet in einem Flüchtlingszentrum. Eines Tages findet sie im Bahnhof einen herrenlosen Koffer und öffnet ihn, darin 12 Fotos von jungen Frauen. Ganz spontan steckt sie die Fotos ein, gleichzeitig wird sie fast Zeugin eines tödlichen Autounfalls vor dem Bahnhof.
Die Geschichte der Agentinnen der SOE war mir bisher unbekannt, umso interessierter war ich an einem Roman, der ihr Schicksal thematisiert. Die Autorin hält sich eng an die historischen Eckdaten und das macht den Reiz des Romans aus. Der zweite Handlungsstrang hat aber meinen guten Eindruck wieder relativiert. Nebensächlich und ein wenig weitschweifig hat mich dieser Teil nicht so gut unterhalten.
Der Stil der Autorin ist einfach, liest sich flüssig und spannend. In einigen Bereichen hätte ich mir mehr Details gewünscht, besonders was die Arbeit der Agentinnen und ihr Schicksal anging. Ich werde mir sicher noch weiter Lektüre über die Arbeit der Frauen der SOE besorgen, insofern hat Pam Jenoff auch etwas gegen das Vergessen getan und das kann ich nur positiv bewerten.
Ein interessantes Thema, das eine Menge Potential hat, dem dieser Unterhaltungsroman nicht ganz gerecht wurde.
Dieses Buch lotet einen eher unbekannten Aspekt des Zweiten Weltkriegs aus. Es wurden tatsächlich britische Frauen zu Agentinnen ausgebildet und in Frankreich für Sabotageakte gegen die Nazis eingesetzt.
So wird die SOE (Special Operations Executive) auch auf Marie aufmerksam, die in London lebt und französische Bücher liest. Gute Französischkenntnisse sind für potenzielle Agentinnen unabdingbar.
Gespannt kann man hier ihre Rekrutierung und Ausbildung verfolgen und begleitet sie dann tatsächlich nach Frankreich.
Parallel dazu lernt man Eleanor kennen, die dazu auserkoren wurde, die neue Section F zu leiten, nach und nach aber über Ungereimtheiten stolpert.
Das alles hätte als Thema für einen guten Roman durchaus gereicht, die Autorin erweitert das Szenario aber noch. Es ist kurz nach dem Krieg als Grace in einem Bahnhof in Manhattan über einen Koffer stolpert, in dem Fotos von zwölf Frauen in Uniform zu finden sind. Neugierig geworden fängt sie an zu recherchieren, was natürlich die Geschichte der Frauen der Section F hübsch von hinten aufrollt, allerdings sollte man nicht darüber nachdenken, warum Grace wohl all das tut, was sie so tut. 90% ihrer Aktivitäten lassen sich nur mit „sie konnte einfach nicht anders“ erklären, was ich dann doch etwas dürftig finde.
Grace' Recherche nebst lauwarmer Liebesgeschichte hätte man sich getrost sparen können und machen aus diesem eigentlich spannenden historischen Roman die übliche Schmonzette. Kommt man nicht mehr aus ohne Koffer mit Fotos und Geheimnissen, die zu lüften sind? Offensichtlich hat hier die Autorin ihrem Thema nicht getraut und die hoch spannende Grundidee mit einem ordentlichen Kitschpolster versehen.
Dieses Buch liest sich leicht und verstört den Leser weder durch stilistische Finessen noch durch Anspruch. Es hat mir ein spannendes Thema in Großschrift nahegebracht, zu dem ich mir aber doch noch gehaltvollere Lektüre suchen werde.
Die verschollenen Frauen...
Das schöne Cover mit dem nostalgischen Foto der Brücke "Pont Alexandre III" über die Seine in Paris und den flanierenden Frauen hatte direkt meine Aufmerksamkeit und der Klappentext versprach viel.
In der Geschichte geht es um Grace Healey, die kürzlich Witwe geworden ist und immer noch um ihren Mann Tom trauert. Eher zufällig stolpert sie über einen mysteriösen Koffer. Als sie diesen öffnet findet sie Fotos mit zwölf Frauen darauf. Wer waren sie und warum stand der Koffer herrenlos im Bahnhof? Bald beginnt sie zu recherchieren, aber kann sie das Geheimnis um die Frauen lüften?
Das Besondere an dem Buch ist wohl, dass alle drei Handlungsstränge in den 40er Jahren spielen, sich also zeitlich nah sind und nicht wie sonst üblich, dass ein Strang in der Gegenwart spielt. So wandelt man dauerhaft in einer Zeit ohne elektronische Medien, Smartphone und Co, was ich als sehr angenehm empfand.
Da aus der Sicht eines beobachtenden Erzählers die Handlung dem Leser nahe gebracht wird, ist man zu Beginn etwas distanziert zu den Protagonisten. Anfänglich fand ich dies etwas seltsam, aber ich gewöhnte mich schnell daran und fand auch zügig Zugang zu den einzelnen Figuren. Zudem nimmt das Erzählte mit erhöhter Seitenzahl immer mehr an Tempo und Spannung zu, so dass man zum Ende hin fast das Gefühl hat einen Agentenkrimi zu lesen.
Gut gefallen hat mir, dass alle drei Frauen so unterschiedlich sind, dass jeder Leser jemanden findet, mit dem er sich am besten identifizieren kann.
Mir hat am besten Marie gefallen. Sie ist ein Charakter, der im Verlauf der Handlung weit über sich hinauswächst. Merkt sie während der Ausbildung noch ihre Schwächen und vor allem ihre großen Ängste, so funktioniert sie beim Einsatz wie vorgesehen.
Bei Grace hat mir gefallen, dass sie dem Schicksal der Frauen nachgeht, obwohl sie diese gar nicht kennt und auch keine Verpflichtungen jemand anderem gegenüber hat. Auch wenn sie diverse Steine im Weg überwinden muss, gibt sie dennoch nicht auf.
Eleanor Trigg bleibt einem durch ihre unterkühlte Art lange fremd, aber je mehr man über sie erfährt, desto mehr platzt der Schutzkokon und man kann hinter diese Fassade blicken.
Das Thema weibliche Agenten während des Weltkrieges war mir unbekannt, so dass mich die Lektüre nicht nur unterhalten hat, sondern ich mal wieder etwas dazu gelernt habe.
Fazit: Unterhaltsam, spannend und emotional ergreifend. Ich kann diesen Roman nur empfehlen. Prädikat gut!